Sonntag, November 12, 2006

Der Vertrag von Waitangi

Der Vertrag ist das Gruendungsdokument des modernen Neuseelands. Unterzeichnet wurde er 1840 von zwei souveraenen Staaten - dem vereinigten Koenigreich und den Maori-Anfuehrern. Bis heute stellt die Vereinbarung ein Schluesselelement der Beziehungen zw. den Ureinwohnern und den europaeischen Einwanderern dar. Die darin garantierten Rechte der Maori wurden jedoch nur selten gewahrt und der Kampf um Anerkennung geht weiter!
Kapitaen William Hobson wurde von den Briten beauftragt, die Uebertragung der Hoheitsrechte mit "der freien und verstaendigen Zustimmung der Einheimischen" fair auszuhandeln. Innerhalb weniger Tage nach seiner Ankunft verfasste Hobson mit James Busby sowohl den englischen Vertrag als auch eine Maoriversion. Dem Anschein nach ist der Vertrag eindeutig. Doch im Laufe der Jahre zeigte sich immer deutlicher die Schwierigkeiten mit dem vorliegen zweier Versionen, sowie die Folge einer Vereinbarung zw. zwei Voelkern mit sehr unterschiedlichen Ansichten ueber Besitzrechte und die Nutzung von Ressourcen. Der Vertrag wurde am 5. Februar 1840 vorgelegt und unterzeichnet. Die Vorzuege wurden natuerlich ausfuehrlich erlaeutert und die Kosten heruntergespielt. Da die meisten Hauptlinge kein Englisch verstanden unterzeichneten sie die zweideutige Maoriversion des Vertrages.

Die wesentlichen Punkte des englischen Vertrages sind die folgenden:

- Die Haeuptlinge treten Ihre Hoheitsrechte ueber Neuseeland an die Koenigin von England ab.
- Die Koenigin garantiert den Hauptlingen den "uneingeschraenkten, exklusiven und ungestoerten Besitz ihres Landes, ihrer Waelder, Fisachgruende und andere Basitztuemern, gleich ob kollektives oder individuelles Eigentum".
- Die Krone behaelt sich das Vorverkaufsrecht in Bezug auf den Landbesitz der Maori vor.
- Die Koenigin gewaehrt allen Maori die Rechte und Privilegien britischer Staatsbuerger.

Soweit so gut - waere da nicht die Uebersetzung in die Maori-Sprache gewesen, die zahlreiche Tuerchen fuer Missverstaendnisse offen laesst, denn Maori ist eher eine idiomatische und metaphorische gepraegte Sprache, in der ein Wort mehrere Bedeutungen haben kann. Dies und weitere Gesetze, die den Maoris allmaehlich die Kontrolle ueber ihre Angelegenheiten entzogen, fuehrten schliesslich in den 60er Jahren zu den Landkriegen! Im Laufe der Jahrzehnte wurden zwar Zugestaendnisse gemacht, aber bedeutende Veraenderungen waren nicht zu beobachten.

Das Jahr 1985 markierte eine Wende. Erstmals wurde ein Maori, Paul Reeves, zu Neuseelands Generalgouverneur ernannt und das Waitangi-Tribunal befasste sich mit Anspruechen der Maori gegenueber der britisachen Krone.

Auszug aus "Stefan Loose Neuseeland Reisebuch"

In den letzten Jahren bekommen die Maoris immer mehr Enrtschaedigungen oder Ihr Land zurueck. Das aendert aber nichts an der Tatsache, dass es den Nachfahren der Ureinwohner heute nicht viel besser geht. Hohe Arbeitslosigkeit, viele Verhaftungen, hohe Kriminalitaet! Es braucht noch viel Zeit, um Wunden zu verschliessen und Missverstaendnisse aus der Welt zu schaffen!!